22.12.2023
Josef Joachim Menzel †
Er war einer der profiliertesten Kenner der schlesischen Geschichte. Er war Hochschullehrer und gefragter Vortragsredner, der seine Kenntnisse auch in populären Veröffentlichungen sowie TV- und Hörfunksendungen anschaulich vermitteln konnte. Er war eine meinungsstarke Stimme in der Debatte um die deutsch-polnischen Geschichte – die auch seine eigene Biografie maßgeblich geprägt hat. Am 29. August 2020 ist Professor Dr. Josef Joachim Menzel 87-jährig in Mainz verstorben. Menzel wurde am 19. Juni 1933 im oberschlesischen Mühlsdorf, Kreis Neustadt, als Sohn eines Landwirts geboren. Mit 13 Jahren wurde er aus seiner Heimat vertrieben – eine traumatische Erfahrung, zugleich aber auch die entscheidende Wende in seinem Lebensweg hin zu einer beachtlichen akademischen Karriere. Im Münsterland fand die Familie Zuflucht, in Recklinghausen machte er Abitur und studierte anschließend Geschichte, Altphilologie und Germanistik in Münster und Heidelberg. Ein Stipendium des Marburger Herder-Forschungsrates ermöglichte Menzel nach dem Staatsexamen einen Forschungsaufenthalt in Graz und Wien am renommierten Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Bei Professor Heinrich Appelt beschäftigte sich Menzel intensiv mit dem schlesischen Urkundenwesen, insbesondere den Siedlungsurkunden. Mit einer Arbeit über die „Jura Ducalia“, die mittelalterlichen Grundlagen der Dominialverfassung, wurde er 1962 promoviert. 1966 wechselte Menzel nach Mainz, wo er Assistent von Professor Ludwig Petry wurde. Auch Menzels Habilitationsschrift behandelt ein landeskundliches Thema – „Die schlesischen Lokationsurkunden des 13. Jahrhunderts“. 1972 erhielt er eine außerplanmäßige Professur, 1978 dann eine Universitätsprofessur. Bis zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 1998 lehrte Menzel an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften. Neben seiner Lehrtätigkeit hat sich Professor Menzel in vielen Publikationen mit schlesischen Themen beschäftigt. Als Herausgeber oder Mitherausgeber hat er mehrere Fachzeitschriften und Buchreihen betreut, darunter das sechsbändige „Schlesische Urkundenbuch“, die dreibändige „Geschichte Schlesiens“, die „Schlesischen Lebensbilder“ sowie das „Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau“. Menzel war in zahlreichen Organisationen und Gremien engagiert, beispielsweise als Vorsitzender der Historischen Kommission für Schlesien, Zweiter Vorsitzender der Stiftung Kulturwerk Schlesien und des Gerhard-Möbus-Instituts an der Universität Würzburg, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz und Mitglied des Herder-Forschungsrates. Er war Vertrauensdozent der Konrad-Adenauer-Stiftung und engagierte sich über viele Jahre im Heimatwerk Schlesischer Katholiken. Das Ludwig-PetryInstitut an der Universität Mainz konnte dank vieler von Professor Menzel eingeworbener Drittmittel etliche Forschungsprojekte zur schlesischen Geschichte umsetzen.
Josef Joachim Menzel war ein warmherziger, humorvoller und lebenskluger Mann. Er war ein äußerst „nahbarer“ Hochschullehrer ohne akademische Dünkel und stand seinen Studierenden jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. „Machen Sie den Sack zu“, war beispielsweise seine stete freundschaftliche Mahnung, wenn ein Dissertationsprojekt zeitlich auszuufern drohte. Er nahm regen Anteil am weiteren Lebensweg seiner Studierenden und blieb vielen von ihnen auch nach dem Examen freundschaftlich verbunden. Die „akademische Familie“ wurde bei ihm aktiv gelebt. Regelmäßig lud er seine Institutsmitarbeiter und Doktoranden zu sich nach Hause in Mainz-Ebersheim ein, wo seine Frau Dr. Maria Menzel stets köstliche österreichische Gerichte auf den Tisch brachte. Er war ein begnadeter Netzwerker mit besten Kontakten in Wissenschaft, Politik, Verbänden und Kirche und zugleich ein engagierter „Anwalt Schlesiens“, wie ihn Herbert Hupka einmal genannt hat. Und er war ein Brückenbauer, der stets den Dialog mit seinen polnischen Fachkollegen suchte und trotz mitunter konträrer Standpunkte Anerkennung wegen seiner geradlinigen und klaren Haltung fand. Bei allen, die ihn kennenlernen durften, wird Josef Joachim Menzel in dankbarer Erinnerung bleiben.
Dr. Karsten Eichner
22.09.2023
Dietrich Rauschning †
Am 17. September 2023 verstarb unser langjähriges Vorstandsmitglied Professor em. Dr. iur. Dr. h. c. mult. Dietrich Rauschning, Träger der Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland, nach einem langen und erfüllten Leben.
Dietrich Rauschning wurde am 16. Januar 1931 in Klein Steinort, Kreis Angerburg in Ostpreußen geboren. Seiner ostpreußischen Heimat galt seine Liebe ein Leben
lang.
Rauschning machte im Jahr 1950 in Seesen am Harz sein Abitur. Von 1950 bis 1955 studierte er Rechts- und Wirtschaftswissenschaft an der Universität Hamburg, der Ludwig-Maximilians-Universität
München, der TH Braunschweig und der University of British Columbia, Kanada. Die juristischen Staatsexamina bestand er 1954 und 1960 in Hamburg. Im Jahr 1964 wurde er an der Juristischen Fakultät der
Universität Hamburg zum Dr. iur. promoviert. Im Jahr 1969 habilitierte er sich für Öffentliches Recht und Völkerrecht. Im Jahre 1970 folgte Dietrich Rauschning dem Ruf der Georg-August-Universität
Göttingen auf den Lehrstuhl für Völkerrecht. Diesen hatte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1999 inne. Er war außerdem Direktor des Instituts für Völkerrecht sowie 1973/74 Dekan der Juristischen
Fakultät. Nach der deutschen Wiedervereinigung war Rauschning Gründungsdekan der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (1991–1993).
Dietrich Rauschning war Mitglied im "Committee on Legal Aspects of Long Distance Air Pollution der International Law Association" (1976–1996), ab 1982 ihr Vorsitzender. Von 1977 bis 1983 gehörte er
dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht an. Von 1996 bis 2004 war er Richter in der Menschenrechtskammer für Bosnien und Herzegowina. Besonders verdient gemacht hat er sich um die
Kaliningrad EuroFaculty, die von 2000 bis 2007 bestand. Der Erfolg der Nachfolgeeinrichtung der Albertus-Universität Königsberg, deren Betrieb im Zweiten Weltkrieg während der Schlacht um Königsberg
eingestellt worden war, und dort insbesondere der Juristischen Fakultät, lag ihm besonders am Herzen (bis 2005 hieß sie Staatliche Universität Kaliningrad, dann bis 2012 Russische Staatliche
Immanuel-Kant-Universität [Российский государственный университет имени Иммануила Канта], seit 2012 trägt sie den Namen Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität [Балтийский федеральный
университет имени Иммануила Канта]). Zahlreich waren seine Autofahrten von Göttingen nach dem alten Königsberg. Oftmals übernachtete er im Auto. Das nicht ablösbare CC-Zeichen am Auto, das er
auszunutzen wusste, verhinderte lange Zeit den Kauf eines neuen Fahrzeugs. Mit der Herstellung der russischen Übersetzung der Universitätsgeschichte von Hubatsch-Gundermann hatte der Göttinger
Arbeitskreis wesentlichen Anteil an der Gestaltung der 450-Jahr-Feier der Königsberger Universität 1994 und am Gedenken an die wissenschaftliche Leistung der Albertina, die in einem Sonderband des
Königsberger Universitätsjahrbuches (1995) dargestellt wurde. Professor Dr. Rauschning erwarb sich hier große Verdienste.
Seit 2000 war er Vizepräsident des Göttinger Arbeitskreises und führte dort von 2012 bis 2014 die Geschäfte. Er wurde geschätzt wegen seines Elans, seiner Ideen, seiner Effektivität und seiner
Bereitschaft bis ins hohe Alter hinein Aufgaben zu übernehmen. Bei Vortragsveranstaltungen des Göttinger Arbeitskreises ergriff er bis zuletzt stets das Wort.
In seiner Heimatgemeinde Nörten-Hardenberg war Rauschning von 1981 bis 1996 Gemeinderatsmitglied.
Rauschning war verheiratet und hatte sechs Kinder und zahlreiche Enkelkinder. Seine große Familie stand für ihn immer an erster Stelle.
Wir werden ihn nie vergessen!
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gilbert Gornig
Dr. Dr. h. c. Alfred Eisfeld
05.10.2022
Besuch in Kasachstan und Präsentation des ersten Bandes
"Aus der Geschichte der Deportation der Deutschen
nach Kasachstan 1941-1945"
01.09.22
Festschrift für
Dr. Dr. h.c. Alfred Eisfeld
zum siebzigsten Geburtstag
02.05.2022
Verleihung der Ehrenplakette
des Bundes der Vertriebenen an
Dr. Dr. h.c. Alfred Eisfeld
Laudatio Dr. Alfred Eisfeld
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bitte nunmehr um Ihre Aufmerksamkeit für die Ehrung, die wir vornehmen wollen.
Sehr geehrter Herr Dr. Eisfeld, bitte treten Sie nach vorn in die erste Reihe.
Bevor ich gleich zur Verleihung der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen schreite – der höchsten Auszeichnung unseres Verbandes –, möchte ich ein paar würdigende Worte sagen.
Dr. Alfred Eisfeld ist Historiker. Russlanddeutscher Historiker. Seine Forschungen und Veröffentlichungen, genauso wie der Einsatz für seine Landsleute, verdienen Dank, Respekt und höchste
Anerkennung.
Geboren 1951 in Uwa, einer Kleinstadt etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen der Wolga und dem Ural, führte ihn sein Lebensweg über die Universitäten Bonn und München nach Göttingen, wo er bis
heute Geschäftsführender Leiter des Instituts für Deutschland- und Osteuropaforschung des Göttinger Arbeitskreises ist.
Als Wissenschaftler am Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN) ist er ein ausgewiesener Experte für die Geschichte und Kultur der Deutschen im Russischen Reich, der
Sowjetunion und der GUS. Auf dem Gebiet der politischen Wissenschaft betätigt er sich im Forschungsfeld für russische und sowjetische Nationalitätenpolitik sowie im Bereich der deutsch-russischen und
deutsch-ukrainischen Beziehungen.
Die Abteilung „Russlanddeutsche Studien“ am Institut für Deutschland- und Osteuropaforschung, das Herzstück des Göttinger Arbeitskreises, ist eine Forschungs- und Dokumentationsstätte ersten Ranges.
Sie führt Projekte durch mit Kollegen, Forschungseinrichtungen und Archiven in Russland, der Ukraine, in Kasachstan, Kirgisistan und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Der Blick über den historischen Tellerrand hinaus kennzeichnet die Arbeit Dr. Alfred Eisfelds insgesamt.
Er ist – auch, muss man sagen – Leiter des Archivs und der Bibliothek des Göttinger Arbeitskreises, zu deren Beständen Monografien, Zeitungen und Zeitschriften, Zeitungen der deutschen Ostprovinzen
auf Mikrofilm, ein Archiv der Heimatpresse der deutschen Vertriebenen, eine Kartensammlung und ein Bildarchiv gehören. Was hier gesammelt und zusammengetragen wurde und noch wird, geht in seiner
Bedeutung weit über die Belange der Deutschen aus Russland hinaus. Ich bin mir sicher, dass Sie das eine oder andere Mal auf diesen Schatz zurückgegriffen haben, wenn Sie gutachterliche
Stellungnahmen für Bundesbehörden, Parlamente und Gerichte erarbeiten mussten. Denn das gehört, fast nebenbei, ebenfalls zu Ihren Aufgaben.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war Dr. Eisfeld u.a. Berater des ersten Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen, Horst Waffenschmidt, und Mitglied der Deutsch-Russischen
Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen.
Ich bin daher sehr dankbar für Ihre Zusage, uns gleich morgen früh als Gast des BdV-Bundesausschusses etwas mehr über aktuelle Schwerpunkte Ihrer Arbeit zu berichten. Darum will ich mich jetzt auch
nicht in einzelne Forschungsprojekte vertiefen oder mich gar an die Liste Ihrer Publikationen heranwagen.
Vielmehr möchte ich den Blick weiten und ebenfalls über den Tellerrand hinausschauen: es ist nicht die eine oder andere Monografie, nicht ein bestimmter Sammelband oder ein besonderes Projekt, das
Ihre Arbeit ausmacht. Es ist die Gesamtheit Ihres bisherigen wissenschaftlichen Lebenswerks, das sich dadurch kennzeichnet, dass es einerseits in stetem Tropfen in das kollektive Gedächtnis der
Russlanddeutschen einzahlt und dieses wiederum andererseits in seiner Gesamtheit für die heutigen Generationen und für die Nachwelt dokumentiert, erweitert und sichert.
Ihre Arbeit, Ihre Forschungen – sie gehen über den reinen Zweck des Forschens hinaus, weil Sie selbst sich als Mitglied einer Gemeinschaft verstehen, die eine eigene Geschichte hat. Und was für eine!
Mir fällt auf Anhieb keine Nation oder Volksgruppe ein, die bei einer so „jungen“ Geschichte so viel erleben und durchmachen musste, wie die Russlanddeutschen.
Wer die Geschichte dieser Volksgruppe erforscht, dokumentiert und untersucht unweigerlich Schicksalsschläge und existenzielle Prüfungen. Vertreibungen, Deportationen, Zwangsarbeit, Strafkolonien,
staatliche und soziale Repressionen; aber auch das Zerschlagen von gewachsenen Gemeinschaften, das Auseinanderreißen von Familien, das Hungern und das Sterben – wie viel Zeit Ihres Lebens haben Sie
sich damit beschäftigen müssen (…)
Hat der Wissenschaftler in Ihnen trotzdem immer weitergeforscht, auch wenn dem Russlanddeutschen Alfred Eisfeld das Herz blutete? Ja, er hat. Denn Sie sind mit ganzer Seele Wissenschaftler, der
einfach weiterforschen muss – der die Schätze und das Grauen aus den Archiven heben muss. Weil es auch für die Gemeinschaft, deren Teil man ist, getan werden muss.
Das, sehr geehrter Herr Dr. Eisfeld, nötigt uns Respekt ab. Sie sind über die Jahrzehnte mit Ihrer Arbeit zum bedeutendsten russlanddeutschen Historiker herangewachsen. Sie leisten einen
unschätzbaren Beitrag zur kollektiven Selbstversicherung der russlanddeutschen Gemeinschaft.
Dafür bedanken wir uns heute, indem wir Sie auszeichnen und ehren.
Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Blicken wir aktuell auf die Invasion Russlands in der Ukraine, ahnen wir, dass erneut auch ethnische Deutsche zwischen die Mahlsteine der Geschichte
kommen. Viele Deutsche aus der Ukraine flüchten; die Deutschen in Russland wiederum sehen sich zunehmend staatlichem Druck ausgesetzt. Als würde die Geschichte sich in ewigen Schleifen drehen, ohne
jeglichen Erkenntniszugewinn, ohne jegliche Lerneffekte aus den Tragödien der Vergangenheit. Es stimmt mich wütend und traurig, es so formulieren zu müssen: aber da kommt ein neuer Schub Arbeit auf
den Historiker zu.
Ich wünsche Ihnen, wir alle wünschen Ihnen noch viel Schaffenskraft und Motivation. Möge der Wissenschaftler in Ihnen noch viele Jahre im Dienst bleiben!
Sehr geehrte Gäste, liebe Landsleute, im Namen des gesamten hier anwesenden Präsidiums des Bundes der Vertriebenen darf ich nunmehr zur Verleihung der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen Sie,
lieber Herr Dr. Eisfeld, zu mir hier auf das Podium bitten.
Dr. Dr. h.c. Bernd Fabritius
04.04.2022
Chile verleiht Verdienstorden
Bernardo O’Higgins an
Professor Dr. Dr. h.c. mult. Gilbert Gornig
Der Generalkonsul von Chile in München Matías Undurraga Abbott hat am Donnerstag im Chilenischen Konsulat in München den Marburger Rechtswissenschaftler Professor Dr. Dr. h. c. mult. Gilbert Gornig mit dem chilenischen Verdienstorden Bernardo O´Higgins ausgezeichnet.
Der Verdienstorden Bernardo O’Higgins ist die höchste Anerkennung der Republik Chile, der ausschließlich ausländischenPersönlichkeiten für Leistungen auf dem Gebiet der Künste, Wissenschaften,
Erziehung, Industrie, des Handels oder der sozialen und humanitären Zusammenarbeit verliehen wird.
Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Minderheitenrechte sind Themen, mit welchen sich Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gilbert Gornig über viele Jahrzehnte hin profund auseinandergesetzt und
dafür international Anerkennung erfahren hat. Der Verdienstorden Bernardo O´Higgins würdigt die Lebensleistung von Professor Gilbert Gornig und sein unermüdliches und beispielgebendes Wirken. Über
viele Jahre pflegte er zahlreiche internationale Beziehungen zu einer Vielzahl von Universitäten auf der ganzen Welt. Außerdem hat er den wissenschaftlichen Austausch vertieft und das Ansehen der
deutschen Rechtswissenschaft beachtlich gemehrt. Er hat im Staats-, Verwaltungs-, Völker- und Europarecht über 600 Publikationen in zehn Sprachen vorgelegt. Über 120 Doktoranden hat er betreut, von
denen 26 Ausländer sind, darunter auch viele Chilenen. Er hält regelmäßigVorlesungen und Vorträge in vielen Ländern, so auch mehrmals in Chile und begleitete in einer Delegation den Bundespräsidenten
Joachim Gauck bei seinem Staatsbesuch in Chile.
„Es macht uns sehr stolz, Persönlichkeiten auszuzeichnen, die sich in besonderer Weise für ihren Einsatz für Demokratie und Zusammenarbeit verdient gemacht haben. Durch ihr Engagement haben sie dazu
beigetragen, Menschen in verschiedenen Ländern zu helfen und sie zu betreuen, und natürlich sind unter denen auch Chilenen, die nun heute unsere Gesellschaft stärker machen“, betonte der
Generalkonsul von Chile in München Matías Undurraga Abbott.
Auszug aus der Pressemitteilung des
Chilenischen Generalkonsulats vom 3. März 2021
04.04.2022
„Motor der Völkerverständigung“
Für seine besonderen Verdienste für die Völkerverständigung und Rechtswissenschaften wurde Professor Dr. Gilbert Gornig aus Marburg mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Staatssekretär Dr. Stefan Heck händigte die Auszeichnung anlässlich einer Feierstunde in der Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden aus.
„Professor Dr. Gilbert Gornig ist ein hoch angesehener Rechtswissenschaftler von internationalem Renommee. Er hat sich in außergewöhnlicher und unermüdlicher Art und Weise für die juristische
Fakultät der Phillips-Universität in Marburg eingesetzt und den Fachbereich mit hohem persönlichen Einsatz und dank seiner zahlreichen Kontakte maßgeblich vorangetrieben“, sagte Heck. Durch seine
wissenschaftlichen Vorträge und Gastprofessuren in Europa, Asien und Südamerika habe er das Verständnis für die deutsche und die europäische Rechtskultur geweckt und gefördert. Umgekehrt sei es ihm
gelungen, prominente ausländische Hochschullehrer zu Vorträgen und Seminaren nach Marburg zu holen. Damit habe er den wissenschaftlichen Austausch vertieft und das Ansehen der deutschen
Rechtswissenschaft beachtlich gemehrt. „Professor Dr. Gilbert Gornig hat mit seinem Wirken einen wertvollen Beitrag für das Gemeinwohl, die Völkerverständigung sowie die Rechtswissenschaften
geleistet. Das Verdienstkreuz würdigt seine Lebensleistung und sein unermüdliches und beispielgebendes Wirken“, ergänzte der Staatssekretär.
Als Rechtswissenschaftler hat sich Professor Dr. Gilbert Gornig in besonderer Weise um seinen Berufsstand verdient gemacht. So setzte er sich als Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften an der
Philipps-Universität Marburg vor allem für die Verbesserung der Ausstattung mit Sach- und Lehrmitteln für den Forschungs- und Studienbetrieb ein, was dazu führte, dass der zentrale Hörsaal sowie
mehrere Vorlesungsräume modernisiert wurden.
Von 2007 bis 2018 war er Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Marburger Juristische Gesellschaft“, ein Forum für den fachlichen und persönlichen Austausch Marburger Rechtswissenschaftler.
Sein Schwerpunkt lag jedoch stets in der Völkerverständigung. Über viele Jahre pflegte er zahlreiche internationale Beziehungen zu einer Vielzahl von Universitäten auf der ganzen Welt und hielt an
unterschiedlichen juristischen Fakultäten zahlreiche Vorlesungen.
Noch heute hält Professor Gornig unter anderem partnerschaftliche Beziehungen zu 14 chinesischen Universitäten aufrecht.
Aus der Oberhessischen Presse vom 30. Juli 2021
04.12.2021
Neuerscheinungen:
28.10.2021
Neuerscheinungen:
10.03.2021
Die Ukraine zwischen Russland und der Europäischen Union
Symposium des Göttinger Arbeitskreises
in Verbindung mit der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen,
Göttingen, Collegium Albertinum,
30. November/ 1. Dezember 2019
Konzeption und wiss. Leitung:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gilbert H. Gornig, Marburg
Über Jahrhunderte versuchten die Ukrainer ihren Weg als eigenständige Nation zu bestreiten und als solche anerkannt zu werden. Sie lernten ihre Bedürfnisse zurückzustellen und sich verschiedenen Machthabern, ob im 18. Jahrhundert dem Zarenreich und der Habsburger Monarchie oder im 19. Jahrhundert zum Teil Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und Russland unterzuordnen. Lediglich im Jahr 1919 gelang es der Ukraine zeitweilig ein eigenes Staatswesen zu etablieren. Unter Stalin herrschte in der Ukraine als Teil der Sowjetunion eine Zeit des Terrors. Millionen Menschen fielen der Hungersnot sowie den „großen Säuberungen“ zum Opfer. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg besserte sich die Lage der Ukrainer nicht. Nach einer kurzen Periode des „Tauwetters“ mit gewissen Freiräumen der ukrainischen Bürger brach eine erneute Zeit der Russifizierung an. Letztendlich, wenn auch später als erhofft, war es den Ukrainern endlich am 24. August 1991 vergönnt die Unabhängigkeit der Ukraine zu verkünden. Mit der Orange Revolution im Jahr 2004 und der Maidan-Revolution im Jahr 2013 zeigten die Ukrainer, dass nicht mehr die postsowjetischen Eliten, sondern die Bürger selbst den Wandel bringen sollten. Als sich der ukrainische Präsident Janukowytsch im November 2013 unerwartet weigerte, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union zu unterzeichnen, protestierten zehntausende Bürger auf dem Maidan, einem zentralen Platz in Kiew. Diese Proteste uferten in schwere Kämpfe aus und führten letztlich zur Absetzung des ukrainischen Präsidenten. Es war unklar, ob sich die Ukraine außenpolitisch dem Westen öffnen oder sich lieber der Gunst Russlands versichern möchte. Ende Februar 2014 besetzten innerhalb von wenigen Tagen Streitkräfte ohne Hoheitszeichen die Krim. Es handelte sich laut Aussage Russlands nur um örtliche Selbstverteidigungskräfte und nicht um russische Streitkräfte. Dies wurde allerdings später dementiert. Die Besetzung von Teilen der Ukraine sollte laut Putin der Bevölkerung die freie Meinungsäußerung sichern und die dort lebenden Russen vor Diskriminierung schützen. Es wurde die Vermutung laut, dass Putin durch diese Vorgehensweise in Wirklichkeit machtpolitische Ziele verfolgt, die er nicht offen äußerte. Nach dem Wechsel der Regierung auf der Krim erklärte der Oberste Sowjet die Unabhängigkeit der Halbinsel. Daraufhin sprachen sich am 16. März 2014 nach russischen Informationen offiziell 96,7 Prozent der Bevölkerung in einem Referendum für einen Anschluss an die Russische Föderation aus. Ähnlich stimmten am 5. September 2014 nach der Verkündung der „Republiken Donezk und Luhansk“ auch 89 Prozent der Bürger in Donezk und 96 Prozent der Bürger in Luhansk ab. Auch hier war das Ziel letzten Endes einen Anschluss an Russland zu erreichen. Dem Konflikt sind bereits über 10.000 Menschen zum Opfer gefallen. Im September 2014 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der aber nicht eingehalten wird. Die internationale Staatengemeinschaft reagierte durch Worte und Sanktionen auf die russischen Handlungen in der Ukraine. Russland antwortete mit eigenen Wirtschaftssanktionen. Ein Ende des Konfliktes ist bis heute nicht in Sicht. Für fünf Millionen Menschen in der Ukraine ist, nach Aussage des Menschenrechtskommissars des Europarates, nicht einmal die Grundversorgung gesichert. Es fehlt an sauberem Wasser, an medizinischer Versorgung sowie an Kindergärten und Schulen. Die Bürger in der Ukraine sehnen nun schon seit langem ein Ende des Krieges herbei und wünschen sich eine Normalisierung des Alltagslebens.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dietrich Rauschning
Diese bewegte Geschichte und aktuelle Ereignisse veranlassten den Göttinger Arbeitskreis in bewährter Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen die Ukraine in den Mittelpunkt eines Symposiums zu stellen, wobei auch Referenten aus der Ukraine und ihren Nachbarländern zur Sprache kommen sollten. Die Tagung sollte zugleich eine gewisse Sympathie für das Land und die Menschen der Ukraine signalisieren, aber auch die Kenntnisse über dieses Land erweitern und zeigen, dass angesichts anderer weltweiter Probleme die Ukraine nicht vergessen ist. Die Referenten aus der Ukraine dankten uns sehr und Referenten benachbarter Länder äußerten den Wunsch, dass auch ihr Heimatland einmal im Mittelpunkt einer Tagung stehen sollte. Wir entschieden daher, uns Belarus in der nächsten Novembertagung 2020 zu widmen.
Nanaliya Popovitsch, Phd.
Prof. Dr. Kerstin S. Jobst
Nach einer fachkundigen und lebendigen Einführung durch Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dietrich Rauschning, Georg-August Universität Göttingen, Göttinger Arbeitskreis, referierte Nanaliya Popovitsch, Phd., Uzhhorod National University, Ukraine, zur Geschichte der Ukraine von der Antike bis zur Neuzeit. Im Mittelpunkt stellte sie die Sprachenentwicklung und zog damit Verbindungen zur Politik und kulturellen Entwicklung. Professor Dr. Kerstin S. Jobst, M. A., Universität Wien, Österreich, eine der besten deutschsprachigen Kennerinnen der Ukraine und ihrer Geschichte fesselte die Zuhörerschaft mit ihrem Vortrag über die Geschichte der Ukraine von der Neuzeit bis zur Februar-Revolution, wobei Karten und Bilder das Referat noch weiter belebten.
Prof. Dr. Andrij Kudrjačenko
Prof. Dr. Kasimierz Wóycicki
Damit war der Übergang geleistet für das Referat des renommierten Prof. Dr. Andrij Kudrjačenko, Universität Kiew, Ukraine, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, mit klaren Aussagen zur jüngeren Entwicklung, nämlich von der Februar-Revolution bis zum Zerfall der Sowjetunion. Die Ukrainische Narration der Vergangenheit und die europäische Idee war Gegenstand des lebendigen Vortrags von Prof. Dr. Kasimierz Wóycicki, Universität Warschau, Polen, Direktor der Europäischen Akademie Kreisau. Er begrüßte ganz besonders, dass eine solche Tagung durchgeführt wurde und rühmte auch die lebendige und fachkundige Mitarbeit der Zuhörerschaft. Als besonders kenntnisreicher Diskussionsteilnehmer zeichnete sich Dr. Dr. h.c. Alfred Eisfeld vom Göttinger Arbeitskreis aus, ein weithin bekannter Kenner der Materie.
Pastor Andreas Hamburg
Viktor Kostiv, LL.M.
Beeindruckend und nachhaltig wirkend war der Vortrag von Pastor Andreas Hamburg aus Bremen, zum Thema „Ukraines Ethnien, Sprachen und Religionen“. Er wuchs in der Ukraine auf und wirkte dort viele Jahre und war auch hochrangigen Vertretern des Landes begegnet. Wer könnte besser über die Euromaidan-Bewegung berichten als ein Aktivist auf der Straße und auf dem Maidan, der auch von einer Verfolgung durch die Geheimpolizei berichten konnte. Viktor Kostiv, LL.M., Uzhgorod, Ukraine, ist insoweit schon mehrmals in Deutschland aufgetreten.
Dr. iur. Holger Kremser
Dr. iur. Carolin Gornig
Die Annexion der Krim durch Russland, eine völkerrechtliche Würdigung, behandelte der bekannte und bewährte Referent Dr. jur. Holger Kremser, Georg-August-Universität Göttingen, Göttinger Arbeitskreis. Frau Dr. iur. Carolin Gornig, Gießen, behandelte das hochaktuelle Thema der völkerrechtlichen Würdigung der Einmischung Russlands in der Ostukraine. Dieses Thema war zu einem großen Teil Thema ihrer jüngst abgeschlossenen und mit einem Preis versehenen Dissertation an der Universität Erlangen. Insgesamt wurde geklärt, ob die Abspaltung der Krim rechtmäßig war und die Durchführung internationale Standards erfüllte. Putin zeigt sich fest davon überzeugt, dass Russland nicht gegen Völkerrecht und geltendes Recht verstoßen habe. Allerdings steht er mit dieser Auffassung im Kreise der meisten Regierungschefs und Autoren des Völkerrechts allein. Die Ost-Ukraine ist Schauplatz von Kämpfen zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischen Truppen. Sie ist gezeichnet von einer wirtschaftlichen Krise und einer Spaltung der Bevölkerung zwischen Ost und West.
Zum Abschluss kam Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gilbert Gornig, Philipps-Universität Marburg, Göttinger Arbeitskreis, zu Wort, mit dem Thema Sanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekonflikt, rechtlich gesehen. Er leitete auch die zweitägige Tagung in Göttingen. Zu Gast waren etwa 45 interessierte und fachkundige Hörer, auch einige Studierende.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gilbert H. Gornig
Nach den Referaten gab es stets rege Diskussionen, den Austausch unterschiedlicher Ansichten, immer konnte man sich aber doch auf einen Grundkonsens einigen.Es zeigte sich, dass die Ukraine für viele immer noch ein unbekanntes Land ist. Die schwierige Auseinandersetzung um die Existenz einer ukrainischen Ethnie, aktuelle Fragen zur Religion infolge der Unabhängigkeit der ukrainisch–orthodoxen Kirche und zur Existenz einer eigenen Sprache, jüngste politische Entwicklungen, der Euromaidan, die Krimannexion und die die russischen Übergriffe auf die Ostukraine sowie die Sanktionen der Europäischen Union gegenüber Russland wegen der Übergriffe auf die Ukraine wurden diskutiert und dabei wurde kaum ein wesentlicher Aspekt ausgelassen. Nochmals sei hervorgehoben, dass ein äußerst engagiertes, interessiertes und fachkundiges Publikum begrüßt werden konnten. Bereits heute gab es Nachfragen nach dem Tagungsband, auch aus dem Ausland.
Im Jahr 2016 wurde der Ukraine-Konflikt als ein vergessener Krieg bezeichnet, da die Berichterstattung durch andere Ereignisse wie die Griechenlandkrise oder die Flüchtlingspolitik in den Hintergrund geriet. Das gilt auch heute noch. Dadurch wurde der Ukraine-Konflikt weitgehend aus den Medien verdrängt, obwohl in der Ostukraine immer noch Tote zu beklagen sind. Mit der Tagung wurde für ein interessiertes Publikum eine große Lücke geschlossen. In einem Tagungsband werden bald die Referate einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Die nächste Tagung mit Belarus im Mittelpunkt wird von vielen schon mit Spannung erwartet.
14.09.2020
Der Göttinger Arbeitskreis e. V. hat in Zusammenarbeit mit der Kazakhstan Research & Education Networking Association und dem Archiv des Präsidenten der Republik Kasachstan am 15. Juli 2020 mit dem auf drei Jahre angelegten Projekt „Erschließung von Quellen zur Geschichte und Kultur der Deutschen in Kasachstan“ begonnen. Geleitet wird das Projekt auf deutscher Seite von den Herren Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gilbert H. Gornig und Dr. Dr. h. c. Alfred Eisfeld. Im Rahmen dieses Projekts ist die Recherche, Digitalisierung und Veröffentlichung von Dokumenten aus zentralen und staatlichen Gebietsarchiven der Republik Kasachstan geplant. Eine Auswahl von Dokumenten soll auch in deutscher Übersetzung der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Projekt wird von einem wissenschaftlichen Beirat in Deutschland und einem in Kasachstan begleitet. Über Zwischenergebnisse werden wir auf dieser Seite informieren.
Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
24.11.2019
08.11.2019
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.
12.06.2019
Der langjähriger Mitarbeiter des Göttinger Arbeitskreises Dr. h.c. Egils Levits, der bereits stellvertretender Ministerpräsident Lettlands, Justizminister und lettischer Botschafter in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Ungarn war, ferner Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, Schlichter am Vergleichs- und Schiedsgerichtshof innerhalb der OSZE, Mitglied des Ständigen Schiedshofes und Richter am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg, wurde am 29. Mai 2019 zum Präsidenten der Republik Lettland gewählt. Er wird dieses Amt am 8. Juli 2019 antreten. Der Göttinger Arbeitskreis und seine Mitglieder gratulieren ihm herzlich und wünschen ihm in seinem hohen Amt viel Erfolg. Wir sind sehr stolz auf ihn!
12.06.2019
Neu: Dokumentenband:
Der Große Terror in der Ukraine
"Bol'šoj terror" v Ukraine: nemeckaja
operacija 1937-1938 gg.
[Der Große Terror in der Ukraine: Die deutsche Operation der Jahre 1937-1938]
Herausgeber: Alfred Eisfeld, Andrij Kogut, Sergij Kokin, Otto Luchterhandt, Iryna Ljabach, Natalija Serdjuk, Joachim Tauber
Der Dokumentenband "Bol'šoj terror" v Ukraine: nemeckaja operacija 1937-1938 gg. [Der Große Terror in der Ukraine: Die deutsche Operation der Jahre 1937-1938] wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts des Nordost-Instituts (IKGN e.V.) in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Behördenarchiv des Sicherheitsdienstes der Ukraine erarbeitet. In den Band wurden 258 Dokumente der Jahre 1934 bis 1991 aufgenommen.
Dem Dokumententeil sind ein Vorwort des Redaktionskollegiums, ein Beitrag zur Historiographie des Themas (S. Kokin) und eine Einführung in das Thema (Alfred Eisfeld) jeweils in ukrainischer und russischer Sprache vorangestellt. In der Einführung wurden Dokumente der RKP(B) und der Sicherheitsorgane der UdSSR ab 1922, Dokumente aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes u. a. zur Klärung der Politik der Sowjetmacht und des Einflusses der Entwicklung in Deutschland in Bezug auf die deutsche Zivilbevölkerung in der UdSSR analysiert.
Die Dokumente (Befehle und Informationsrundschreiben [orientirovka] der OGPU und des NKVD) belegen, dass die deutsche Bevölkerung seit Mitte der 1920er Jahre als innerer Feind galt. Nach der Machtergreifung der NSDAP wurde ihr die Rolle einer "fünften" Kolonne zugeschrieben, die im Kriegsfall im Rücken der Roten Armee Sabotage und Terrorakte verüben würde.
Der Befehl des NKVD der UdSSR Nr. 00439 vom 25. Juli 1937 richtete sich nicht nur gegen reichsdeutsche Staatsangehörige, wie dies gelegentlich in Publikationen dargestellt wird. In Ziff. 4 des Befehls wurde die endgültige Zerschlagung des von Agenten des deutschen Nachrichtendienstes geschaffenen Umfeldes (nizovka) gefordert. In Ziff. 5 wurde verdeutlicht, dass dazu sowohl deutsche Sowjetbürger, als auch Angehörige anderer Staaten zu zählen sind. Diese beiden Hinweise erweiterten den Personenkreis der potentiellen Opfer und stellten die Weichen auf Massenverhaftungen. Die Ausweitung der Repressionen, deren einzelnen Etappen wurden im Dokumentenband durch Befehle, Rundschreiben, Verhörprotokolle, Sitzungsprotokolle der "Trojka" in den Gebieten, Bestätigungen der vorgeschlagenen Strafmaße durch die "Dvojka" des NKVD der UdSSR, Anweisungen zum Vollzug der Erschießungen und Vollzugsmeldungen darüber, Berichte über den Verlauf der Verhaftungen und Statistiken dokumentiert. Als Faximile veröffentlichte Dokumente vermitteln einen optischen Eindruck von unterschiedlichen Gattungen analysierter Archivalien. Eine Dokumentenübersicht, Namens- und Ortsverzeichnisse, ein Verzeichnis verwendeter Abkürzungen und Kurzbiographien von Angehörigen des NKVD und der deutschen Konsulate ermöglichen die Lektüre des umfangreichen Werkes.
Die Dokumente sind in russischer Sprache veröffentlicht, Vorwort und Einführung in ukrainischer und russischer Sprache.
Kiev 2018, 1248 S., Hardcover, ISBN: 978-617-684-167-8, 43,00 €
Der Titel ist über den Göttinger Arbeitskreis e. V. beziehbar.
18.09.2018
16.05.2018
06.01.2018
:
€ 9,50 NEU: 7,00 € zzgl. Versand
3.12.2014
Textsammlung zur Geschichte und Kultur der Deutschen in Kasachstan
Auf Initiative der Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans "Wiedergeburt" wurde eine Konzeption für die Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit in Kasachstan
erarbeitet. Darin findet sich an prominenter Stelle ein vom Göttinger Arbeitskreises e. V. eingebrachtes Projekt wieder. Mit einer Textsammlung zur Geschichte und Kultur der Deutschen Kasachstans im
Kontext der Geschichte Kasachstans sollen die wechselvolle Geschichte der deutschen Minderheit, die von 63,5 Tausend vor dem Ersten Weltkrieg bis auf ca. 960 Tausend (1989) angewachsen war und
gegenwärtig ca. 180 Tausend Personen zählt, chronologisch und systematisch dargestellt werden. Die von Wissenschaftlern aus Kasachstan und Deutschland zu erarbeitenden Texte sollen mit Dokumenten,
Illustrationen und einer Literaturliste ergänzt werden. Damit soll einer breiten russischsprachigen Leserschaft in Kasachstan, der GUS und in Deutschland die Beschäftigung mit einem wenig bekannten
Kapitel der deutschen Geschichte in Asien, die zugleich Teil der Geschichte Kasachstans ist, ermöglicht werden. Die Gesellschaft "Wiedergeburt" hofft damit einen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen und
zur Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Deutschen Kasachstans in ihrem multiethnischen und multireligiösen Umfeld leisten zu können.
Die Projektleitung wird vom Göttinger Arbeitskreis e.V. wahrgenommen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium des Innern.
30.1.2014
N E U E R S C H E I N U N G
Der Göttinger Arbeitskreis: Veröffentlichung Nr. 521.
Im Verlag „Donbass“, Ukraine, ist das in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Archiv des Gebiets Nikolaev erarbeitete Werk
Немцы Николаевщины. 1918 - 1931 гг. Аннотированный реестр дел.
Die Deutschen der Region Nikolaev. 1918 – 1931. Annotiertes Findbuch. Hrsg.: Alfred Eisfeld, wiss. Redaktion: Olga Eisfeld, Verf.: Maryna Melnik.
mit einem Umfang von 822 Seiten erschienen.
Bei der Erstellung des Findbuchs wurden 2056 Akten aus 55 Aktenbeständen des genannten Zeitraums gesichtet. Themenrelevante Dokumente wurden in 1000 Akten aus 47 Aktenbeständen gefunden. Es handelt
sich um Aktenbestände der Verwaltung des Gouvernements Nikolaev, der Verwaltungen mehrerer Bezirke, Rayons und Ortschaften mit deutscher Bevölkerung sowie um Revolutions- und Dorfarmenkomitees,
Wehrersatzämter, und Dorfsowjets. Die Akten wurden gesichtet und beschrieben, der Inhalt der Dokumente kurz annotiert. Damit wird der Zugang zu diesen Akten wesentlich erleichtert.
Das Findbuch ist, wie auch die überwiegende Anzahl der Dokumente, in russischer Sprache verfasst. Es hat einen Umfang von 822 Seiten. Das Namensregister (86 Seiten) und das geografische Register (22
Seiten) machen das Auffinden benötigter Informationen leichter. Die Orientierung wird durch ein Inhaltsverzeichnis in russischer und deutscher Sprache erleichtert.
Das Findbuch kann beim Göttinger Arbeitskreis e. V. zum Preis von 25,00 € zuzüglich Versandkosten bestellt werden.